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- Geschrieben von Hans-Joachim Knußmann
Rückblick auf Wetterentwicklung August in Brandenburg / Booßen geschrieben von Hans-Joachim Knußmann |
Bei Gewitter sitzt er am liebsten im Auto – der Meteorologe der MOZ, Hans-Joachim Knußmann, wird 80 Jahre alt
Jede Woche stellt Hans-Joachim Knußmann bei der MOZ seine Prognose für das Wetter. Damit ist der Meteorologe Kult. Sein Motto: „Was der Kachelmann kann, kann ich schon lange“. Doch warum wünscht er sich zum 80. Geburtstag einen Tornado?
07. August 2021, 06:00 Uhr•Frankfurt (Oder)
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Es wird wohl wolkig sein und auch ein bisschen regnen. Die Temperaturen erreichen kaum mehr als 26 Grad. Kurz gesagt: Auf Kaiserwetter darf Hans-Joachim Knußmann an diesem Sonnabend – seinem 80. Geburtstag – nicht hoffen. Doch unglücklich ist er darüber nicht, ganz im Gegenteil. „So ein Hochdruckgebiet mit tagelangem Sonnenschein. Das ist für einen Meteorologen doch das Langweiligste was es überhaupt gibt“, sagt er und lacht.
Gewitter reizen ihn da schon eher. „Wenn es richtig blitzt und donnert, steige ich am liebsten ins Auto und fahre dorthin, wo es am dollsten schüttet und kracht. Im Auto, das wie ein Faraday’scher Käfig wirkt, kann mir ja nichts passieren.“
Er wurde in einem kühlen, regnerischen August geboren
Am 7. August 1941 – dem Tag, an dem er auf die Welt kam – war auch kein typisches Sommerwetter. Aus historischen Aufzeichnungen ist zu erfahren, dass es damals in Berlin im August fast täglich geregnet hat. Und am 7. dieses Monats stieg das Thermometer gerade mal auf 17,5 Grad. Wie das Wetter im niederschlesischen Bunzlau (dem heutigen Bolesławiec in Polen) war, wo Knußmann geboren wurde, lässt sich nicht mehr genau sagen.
„Die Erinnerungen von Älteren, wonach es früher im Hochsommer durchgehend warm gewesen sei und im Winter meistens Schnee lag, sind einfach falsch“, sagt er. Schon immer habe das Wetter den Menschen Streiche gespielt und von Zeit zu Zeit auch für größere Katastrophen gesorgt. „Aber das macht es ja auch so spannend.“ Über seinem Bürotisch hängt eine europäische Wetterkarte vom 30. Dezember 1978, als es soviel schneite, dass der Norden der DDR über Tage von der Außenwelt abgeschnitten war.
Als junger Mann hat Knußmann selbst noch Wetterkarten gezeichnet. Zunächst beim Wetterdienst der DDR und später beim Kommando der NVA-Luftstreitkräfte in Eggersdorf bei Strausberg. „Die Piloten mussten immer vor dem Start wissen, wie die zu erwartende Sicht ist, in welcher Höhe die Untergrenze der Wolken liegt und ob mit Gewittern zu rechnen ist“, berichtet er. Das wurde für alle Militärflugplätze genau berechnet, unter anderem für die in Marxwalde (dem heutigen Neuhardenberg) und in Cottbus-Drewitz.
Der richtige Wetter-Kick kam erst nach der Wende
Auch als er nach einem Studium in Jena zum Medizintechniker umgesattelt hatte und anschließend das Institut für Apothekenwesen und Medizintechnik in Frankfurt (Oder) mit aufbaute, ließ ihn die Wetterbeobachtung nicht los. Zu einer Art Kult-Meteorologen sollte er jedoch erst nach 1990 werden. „Als ich sah, wie Jörg Kachelmann im Fernsehen sein Wissen wie ein Showmaster vermarktete, dachte ich mir: Was der kann, kann ich schon lange.“
Knußmann, der im Frankfurter Ortsteil Booßen lebt und dort auch seine eigene Wetterstation hat, bot Zeitungen und Rundfunkstationen seine Expertendienste an, ab 1996 auch seinem Heimatblatt, der „Märkischen Oderzeitung“. Zu den allerbesten Zeiten hatte er über 20 Abnehmer, was für ihn freilich mit großem Stress verbunden war. „Der Berliner Rundfunk machte schon früh um 5 die ersten Live-Telefonate mit mir. Und nach 22 Uhr wollten sie noch die Aussichten für den nächsten Tag haben.“ An Urlaub war kaum noch zu denken.
Unwetter finden stärkere Beachtung
Das stark gestiegene Allgemein-Interesse am Wetter hat für Knußmann aber auch Schattenseiten. „Heutzutage ist fast jeder Donner bereits eine kleine Katastrophe. Und durch das Internet werden alle Unwetter der Welt rasend schnell bekannt. Früher wussten die Menschen doch nicht einmal, ob es im nächsten Dorf stürmt oder donnert.“ Dies alles habe dazu geführt, dass viele heute das Gefühl hätten, dass es ständig Unwetter gibt.
Mit Knußmann über den Klimawandel zu sprechen, ist eine heikle Angelegenheit. Er stimmt zu, dass die Durchschnittstemperaturen in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Doch hält dem entgegen, dass es historisch schon immer Klimaschwankungen gegeben habe. „Grönland war auch schon mal eisfrei“, sagt er trocken. Forscht man nach, stößt man allerdings darauf, dass dies schon 800.000 Jahre zurückliegt.
Seine Skepsis, was Prognosen zur langfristigen Klimaentwicklung betrifft, rührt freilich auch daher, „dass man das Wetter nur drei oder vier Tage im Voraus genau vorhersagen kann.“ Alles, was darüber hinaus ginge, speise sich aus jahrzehntelangen Erfahrungen der Meteorologen, sei aber mit steigender Ungenauigkeit verbunden.
Seine Einschätzung der jüngsten Flutkatastrophe in Westdeutschland trifft sich mit der der meisten Meteorologen. „Dass es in bestimmten Gebieten sehr heftig regnen würde, war ja vorausgesagt worden.“ An welchen Orten das meiste Wasser herunterkommt, könne man aber einfach nicht auf den Punkt prognostizieren.
Keine Angst vor Klimakatastrophe
Knußmann ist überzeugt: Es wird immer neue Wetterrekorde geben. Das hänge auch mit der zunehmenden Häufigkeit von Messungen zusammen. Die viel beschworene Klimakatastrophe erwartet er dagegen nicht, fügt jedoch im gleichen Atemzug hinzu: „Für den Umweltschutz und gegen die Umweltverschmutzung können wir Menschen natürlich sehr viel tun.“
Und was wünscht sich nun so ein erfahrener Wetterfrosch, der schon mit sechs Jahren ein eigenes Thermometer besaß, zu seinem 80. Geburtstag? Seine Antwort klingt verschmitzt: „Mit einem richtigen Tornado könnte man mich schon noch überraschen. Denn so etwas habe ich bisher nicht live erlebt.“